Besuch des Weihnachtsmarktes in Gelnhausen am Samstag, dem 13. Dezember 2025, mit historischer Stadtführung im Besonderen über die Bedeutung der Advents– und Weihnachtszeit.
Kalt war es nicht, der Glühwein tat trotzdem gut, nachmittags, gegen Abend auf dem Weihnachtsmarkt in Gelnhausen. Die Dunkelheit, die dem Lichterglanz des Marktes Kontrast bot, hatte sich bereits, als wir uns um 16:00 Uhr vor dem Rathaus – der 1.Station unseres Stadtrundgangs - zusammenfanden, über den Markt gelegt. Unsere Stadtführerin in roter Nikolausjacke, Zipfelmütze mit Schelle und Rock im Schottenmuster bis zu den Schuhen, begrüßte uns. Sie hatte eine Einkaufstasche dabei, die sich als Fundgrube einiger Überraschungen mit Kulinarischem, also Geschmack und Geruch, und auch historisch Lehrreichem entpuppen sollte. Kaiser Friedrich der I., genannt „Rotbart“ – um1122 – 1190 - [Barbarossa], erteilte verschiedene Handelsprivilegien und Sonderrechte, die dazu führten, da diese monetär attraktiv waren, dass sich in Gelnhausen Kaufleute niederließen, was in kurzer Zeit zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führte. Gelnhausen war im 13. Jahrhundert, neben Frankfurt am Main, Wetzlar und Friedberg eine der reichsten Städte im „Heiligen Römischen Reich“. Eine bedeutende und wertvolle Handelsware, die Gewürze, die in der Weihnachtszeit durch die Lebkuchen allgegenwärtig sind, waren „Gold wert“ und nur reiche Leute konnten sich diese leisten. Wie wir erzählt bekamen, war der Handelsgegenwert einer Muskatnuß ein Schwein. Pfeffer, im Gegenwert ebenbürtig anzusehen, wurde mit Gold bezahlt. Auch Zimt galt als besonders wertvolles und somit teures Gewürz.
Weiter ging es über den Weihnachtsmarkt auf der „Holzgasse“ zur 2. Station – dem „Holztor“ zum Büdinger Wald, durch das Holz vom Wald in die Stadt transportiert wurde. Es gibt das Innere - und das Äußere Holztor, entsprechend dem äußeren und inneren Mauerring. Das äußere Holztor mit dem Torwächterhaus war Bestandteil der Stadtbefestigung. Holz war übrigens nicht nur für Gelnhausen existentiell. Mit Holz wurde geheizt, gebaut, also man kann sagen, es war in jeglicher Hinsicht unentbehrlich. Auch damals kam es auf Nachhaltigkeit und Beachtung von Ressourcen an.
Es nieselte und es war neblig. Wodurch eindringlich die Mystik dieser Jahreszeit gefühlt wurde. Die auch als zwischen den Jahren genannt wird und im Besonderen durch die Rauhnächte Bedeutung hat. Die Nächte sind in dieser Zeit dunkler und länger. Rauh steht im Sprachgebrauch mit Rauch gleich und Räuchern oder auch Besprengen von Häusern, Zimmer und Ställen, also Riten, die Gesundheit und Wohlstand im Neuen Jahr sichern sollen. Dieses Brauchtum beginnt am 25.12. eines Jahres und endet am 6. Januar des folgenden Jahres. In dieser Zeit werden die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt und Grenzen zu anderen Welten fallen, sind offen. Spielraum für Geistergeschichten, irrlichternde oder auch übertriebene Phantasterei.
Weiter geht es zum „Der Steinborn“, ein Quellenhaus in Bruchsteinmauerwerk, das im Jahr 1370 erstmals erwähnt wird. Hier gibt es für uns Glühwein und Spekulatius.
Weiter zur nächsten Station - also zur 4. – es ist die Marien-Kirche, im romanisch – gotischen Übergangsstil gebaut, sie wird in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Da sie bis heute im bauzeitlichen Zustand weitgehend unverändert erhalten ist, wurde sie als Kulturdenkmal mit besonderem Rang bewertet. Sie gehört heute zum Kirchenkreis Kinzigtal der Evangelischen Kirche von Kurhessen – Waldeck. Zu dieser Kirche gibt es viel zu berichten, sie hat schon einiges erlebt, was in der Literatur immer wieder beschrieben wurde und nachzulesen ist. Wir erfuhren von unserer Stadtführerin mehr über die unterschiedlichen Altäre.
Unser Weg führte uns weiter zur Langgasse. Hier wurde uns die Geschichte von den an die Zimmerdecke gehängten Christbäumen erzählt, weil dies keine Wohnfläche beanspruchten. Die Geschichte der Quetschemännchen wurde zitiert. Auch der Spruch: „Unter den Christbaum legen„ kommt daher und auch die Überlieferung von dem Suchen nach einer Gurke im Christbaum, die dem Finder oder der Finderin ein besonderes Geschenk bescherte. Von Bewahrern der Tradition wurde berichtet, alte Christbaumkugel aufzuheben und in Folgejahren wieder an Christbäume zu hängen. Zur gleichen Zeit sind die „Spessart Highlanders“ mit schottischen Klängen in der Langgasse entlang marschiert und sammelten sich auf dem Obermarkt.
Unsere Stadtführung mit Akzenten zur winterlichen Weihnachtszeit und Legenden war hier zu Ende. Dank an unsere Stadtführerin, die uns mitnahm in diese Welt des Mystischen und auch Spirituellen. Dieser Aschaffenburger Dudelsack-Verein der zuvor schon in der Langgasse losgelegt hatte, machte dann weiter mit Trommeln [Drums] und Pfeifen [ Massed Pipes]. Das Gedränge war dort groß. Es blieb noch Zeit, weitere Eindrücke vom Weihnachtsmarkt zu bekommen. Alsdann Fahrt zur Gaststätte „Zum Hirsch„ in Gelnhausen – Hoechst wo wir unsere Erlebnisse bei gutem Essen und Trinken ausklingen ließen.
